Mord war sein Beruf
Veröffentlicht: Mittwoch, 19.02.2025 09:55
Duisburger des Monats: Nach über 30 Jahren in verschiedenen Mordkommissionen verlässt Arno Eich die Duisburger Kripo. Er erzählt von einem seiner herausforderndsten Fälle und wie sich die Ermittlungsarbeit im Laufe der Jahrzehnte verändert hat.

Nach Jahrzehnten im Dienst verabschiedet sich der Leiter der Duisburger Mordkommission, Arno Eich, mit 61 Jahren in den Ruhestand– oder, wie er es selbst nennt, in den „Unruhestand“. Denn auch wenn Mordermittlungen jetzt nicht mehr auf seiner Tagesordnung stehen, sich es deswegen jetzt auf der Couch zuhause gemütlich zu machen, kommt für Eich nicht in Frage. „Es ist besser, man geht mit Spaß als mit Frust“, sagt Eich über seine Entscheidung, frühzeitig in Pension zu gehen. Doch der Abschied fällt ihm schwer: „Ich vermisse es jetzt schon.“
Von der Schutzpolizei zur Mordkommission
Arno Eich begann seine Karriere bei der Schutzpolizei und arbeitete zunächst auf der Altstadtwache in Düsseldorf. Später wechselte er in die verdeckte Ermittlung, war international tätig und spielte eine wichtige Rolle als Dienstgruppenleiter bei der Fußball-WM 2006 in Deutschland. Seit 1992 war Eich immer wieder in Mordkommissionen tätig. Anfang 2018 übernahm er dann die Leitung des Duisburger Kriminalkomissariat 11 (K11).
"In der Mordkommission kann man Fantasie und Kreativität ausleben und sich ein enormes Fachwissen aneignen", schwärmt Eich. Doch die Arbeit kann auch belastend sein. "Wenn man in einem komplexen Ermittlungsverfahren steckt, gibt es keinen Feierabend. Man lebt in den Sachverhalten, kann nicht abschalten und träumt sogar davon."
Wie Arno Eich und sein Team die Leiche von Kazim Tatar fanden
Einer der für ihn prägendsten Fälle war der Mord an dem Schneider Kazim Tatar aus Moers im Jahr 2022. Tatar kehrte am 12. September aus seinem Türkei-Urlaub zurück - und verschwand spurlos. Als das K11 die Ermittlungen übernahm, war bereits wertvolle Zeit verstrichen. Eich wusste sofort: „Dieser Fall wird eine Herausforderung.“ Dennoch gelang es seinem Team mit kreativen Methoden, den Fall zu lösen. „Wir mussten uns in die Gedankenwelt des Täters versetzen und überlegen: Wo würde ich eine Leiche verstecken?“, erzählt Eich. Durch akribische kriminalistische Arbeit und ohne konkrete Hinweise begannen die Ermittler mit ihrer Suche – und wurden schließlich fündig: In einem Waldstück in Moers-Hülsdonk stießen sie auf Tatars Leichnam, vergraben in 1,2 Metern Tiefe. "Erst nach einer Dreiviertelstunde schlug der erste Leichenspürhund an. Danach haben wir über drei Stunden mit sechs Leuten gegraben“, erinnert sich Eich an jedes noch so kleine Detail. Am Ende fanden sie den zerstückelten Körper, sorgfältig in Plastiktüten verpackt.
Obwohl bisher nur die Haupttäter in dem Fall verurteilt wurden, bleibt für Eich eines entscheidend: „Es geht nicht nur darum, einen Mörder zu überführen. Viel wichtiger ist es, wenn man die Wahrheit herausgefunden hat: Wie kam es zu der Tat und was war das Motiv?“

Veränderte Kriminalität und Ermittlungsarbeit
Eich kann auf eine bewegte Karriere zurückblicken. In der er nicht nur Mordfälle gelöst, sondern auch die Entwicklung der Kriminalität und auch seiner Arbeit hautnah miterlebt hat. "Die Kriminalitätsformen haben sich verändert. Klassische Betrügereien haben sich ins Internet verlagert", erzählt Eich. Auch die Ermittlungsarbeit sei heute komplexer als früher. "Die Akten von Cold Cases sind überhaupt nicht mehr mit heutigen Akten vergleichbar. Die Anforderungen an die Ermittler sind enorm gestiegen – etwa bei der Analyse digitaler Beweise. Früher hatten Handys 100 Megabyte Speicherplatz, heute müssen wir Datenmengen von bis zu 100 Gigabyte auswerten.“
Wie es für Arno Eich weitergeht
Langeweile wird Eich in seiner Pension nicht aufkommen lassen: Neben seiner Polizeiarbeit hat er sich schon seit 2002 im Huckinger Steinhof engagiert, wo er weiterhin als Vorsitzender tätig ist. Auch seine Aufgabe als Pressesprecher im Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) wird er noch weiter ausführen. Und wenn das nicht reicht, sorgt der Sport für Ausgleich: Fünf- bis sechsmal pro Woche trainiert er und fährt Rennrad.
Autorin: Antonia Röper