Keine harmlose Partydroge: Lachgas in Duisburg

Schwarze Luftballons, bunte Kartuschen und ein kurzer Rausch mit schweren Folgen? Auch in Duisburg hat Lachgas eine zweifelhafte Karriere hingelegt. Vom Narkosemittel zur Partydroge.

© Ralf Rottmann / FUNKE Foto Services

Der Rausch von Lachgas ist kurz aber intensiv. Das Mittel wirkt stark euphorisierend und ist frei verkäuflich. In vielen Duisburger Kiosken steht es, im Vorbeigehen gut sichtbar, im Schaufenster und spricht unter anderem mit bunten Bildern, die teilweise an die Videospielreihe "Grand Theft Auto" erinnern, eine junge Zielgruppe an. Wir haben uns mit Kioskbetreibern im Stadtgebiet unterhalten. Einige lehnen den Verkauf aus moralischen Gründen ab. Die Händler, die Kartuschen in ihren Läden verkaufen, berichten von enorm hohen Verkaufszahlen, gerade am Wochenende. Ein Behälter kostet ungefähr 25 Euro. Ein Händler berichtet uns, dass er am Wochenende auch mal über 20 davon verkauft. Er erkenne aber auch, wie die Substanz die Menschen abhängig macht. Die Frage der Moral ist für viele Kioske schnell geklärt: Die Menschen seien schließlich selbst für ihre Entscheidungen verantwortlich.

Lähmungen, Sehstörungen und fehlende Daten

In der Medizin nimmt die Bedeutung von Lachgas ab, die Nutzung als Droge ist neu. Wir haben mit Prof. Dr. Wilhelm Nacimiento zum Thema gesprochen. Er ist Chefarzt der Neurologie in den SANA Kliniken bei uns in der Stadt. Er erklärt: Der Konsum von Lachgas führt zu Problemen bei der Verstoffwechselung von Vitamin B12. Das kann zu einer ganzen Palette von Komplikationen führen. Lähmungen, Sehstörungen, Orientierungsstörungen - wie nachhaltig die Schäden sind, das ist ganz unterschiedlich. Da Lachgas erst verhältnismäßig kurz als Droge missbraucht wird, gibt es in der Medizin auch nicht wirklich viele Daten zum Thema. Da muss also erstmal noch geforscht werden. Nacimiento beobachtet außerdem, dass Patienten, die beispielsweise mit Lähmungserscheinungen das Krankenhaus besuchen, das häufig nicht auf den Konsum von Lachgas zurückführen. Das spreche dafür, für wie harmlos das Narkosemittel in öffentlichen Wahrnehmung gilt.

Polizei wartet auf Politik

Auch im Straßenverkehr spielt Lachgas anscheinend eine Rolle. Beamte der Polizei Duisburg finden bei Verkehrskontrollen hin und wieder Kartuschen, sagt uns eine Sprecherin. Da Menschen kurz nach dem Konsum allerdings, zumindest in der Theorie, wieder fahrtüchtig sind, hat die Polizei kaum eine Möglichkeit, auf den Missbrauch von Lachgas zu reagieren. Ein Testverfahren wie beispielsweise bei Alkohol oder Cannabis gibt es nicht. In der vergangenen Woche hat das Bundesgesundheitsministerium allerdings auf den Lachgas-Trend reagiert. Neue Regelungen für Verkauf und Konsum sollen kommen.

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