Protest am Hambacher Forst läuft an

Das Rheinische Revier steht vor einem turbulenten Fronleichnam-Wochenende. Die Vorbereitungen für Massenproteste von Klimaschützern gegen die Kohle laufen an. Erste Zelte eines Protestcamps stehen bereits.

Die Arbeiten am Camp laufen

Wenige Tage vor der angekündigten Massenblockade im Rheinischen Revier hat das Bündnis "Ende Gelände" mit dem Bau eines Protestcamps in Viersen begonnen. «Wir freuen uns, einen Ort zu haben, an dem wir unserem Protest für den sofortigen Kohleausstieg im Angesicht der Klimakrise Ausdruck verleihen können», erklärte Pressesprecherin Kathrin Henneberger am Sonntag. 

Vorausgegangen war ein Streit mit den Behörden um den Versammlungsort. Trotz Bedenken der Polizei hatte das Verwaltungsgericht Aachen am Samstag in einem Eilentscheid grünes Licht für den gewünschten Standort gegeben, ohne aufschiebende Wirkung. Die Polizei kündigte dagegen am Samstagabend Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht Münster an.

Das Ordnungsamt habe auf dem Festivalgelände 800 Zelte und 1600 Schlafplätze zugelassen, sagte Henneberger der Deutschen Presse-Agentur. Aber auch an anderen Stellen werde es noch Schlafplätze geben. "Tausende von Aktivisten werden sich zu uns auf den Weg machen." Das Bündnis will laut Aufruf friedlich zum Tagebau oder zu Schienen kommen und dort "Platz nehmen".

Bis zu 20 000 Teilnehmer erwartet

Mehrere Klimaschutzbündnisse, darunter auch «Fridays for Future», haben für das lange Fronleichnam-Wochenende vom 19.-23. Juni zu Aktionen im Rheinland aufgerufen. Die Polizei rechnet von Donnerstag bis Sonntag mit rund 30 000 Teilnehmern aus unterschiedlichen Gruppierungen. Allein "Fridays for Future" erwartet am Rande des Braunkohlereviers bis zu 20 000 Teilnehmer aus 16 Ländern. Die Schülerbewegung hat für Samstag (22. Juni) zu einem Protestmarsch am Tagebau Garzweiler aufgerufen. 

Mehrheit für Erhalt des Hambacher Forsts

Eine deutliche Mehrheit der Deutschen hofft einer Umfrage zufolge auf eine dauerhafte Rettung des Hambacher Forsts. Die Umweltorganisation Greenpeace veröffentlichte eine entsprechende Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar. Dabei sprachen sich 83 Prozent der Befragten dafür aus, dass die Bundesregierung die Abholzung des Waldgebietes im Rheinischen Revier auf Dauer verhindert. Knapp drei Viertel (72 Prozent) der Befragten lehnten auch eine weitere Umsiedlung von Dörfern in den Kohlerevieren ab.

Der Hambacher Forst am Rande des Tagebaus ist zum Symbol des Widerstands von Umweltschützern gegen die Braunkohleverstromung geworden. Der Energiekonzern RWE hat die Rodung des Waldgebietes im vergangenen Herbst nach einem Gerichtsurteil ausgesetzt. Die Kohlekommission der Bundesregierung hat den Wunsch geäußert, dass der Wald erhalten bleibt, RWE will dies nun prüfen.

Letze Kirche muss weichen, oder?

Unterdessen wurde am Samstag die letzte katholische Kirche für den Braunkohleabbau entweiht. Bei der Messe in St. Lambertus wurde die Urkunde des Aachener Bischofs Helmut Dieser verlesen, wonach das Gebäude nicht mehr für kirchliche Zwecke genutzt werden darf. Rund 180 Menschen waren zu dem Gottesdienst gekommen. Die Messe wurde von der Polizei abgesichert. Wann genau die moderne zweischiffige Halle aus Bruchstein abgerissen werden soll, steht noch nicht fest. Pfarrer Andreas Galbierz sah einen Hoffnungsschimmer. "Unsere kleine Dorfkirche ist noch nicht verloren", sagte er.

Das Gebiet des Dorfes Morschenich, in dem ursprünglich knapp 540 Einwohner lebten, soll nach Planungen von RWE etwa im Jahr 2025 für den Bergbau in Anspruch genommen werden. Der Umweltverband BUND und Betroffene aus den Dörfern fordern nun, die Umsiedlungen zu stoppen und die sieben Tagebaudörfer im Rheinischen Revier zu erhalten.

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