Geburtshilfe im St. Anna Krankenhaus schließt: "Das ist schlimm"
Veröffentlicht: Montag, 31.03.2025 15:15
Das Helios St. Anna Krankenhaus in Huckingen schließt zum Sommer die Geburtshilfe. Stillberaterin Sabrina Ostojic hat mit uns über die große Enttäuschung und Wünsche an die Politik gesprochen.

Im St. Anna Krankenhaus in Huckingen wird es ab dem 1. Juli keine Geburten mehr geben. Die Geburtshilfe schließt. Sie verschwindet nicht komplett, zieht aber ab dem Sommer in den Duisburger Norden und wird dort im Helios St. Johannes Krankenhaus integriert. Sabrina Ostojic ist Stillberaterin und hat sechs Jahre auf der Station im St. Anna Krankenhaus gearbeitet. Diese Nachricht hat sie schwer getroffen, hat sie uns im Interview erzählt:
Da blutet das Herz einfach. Ich habe selbst meine Kinder dort bekommen und hab immer gedacht: Wow! Hier kann jede Frau glücklich ihr Kind zur Welt bringen und das ist jetzt einfach so nicht mehr da. Das ist schlimm.
Besondere Betreuung auf der Station
Auf der Geburtshilfe-Station im St. Anna Krankenhaus war in den vergangenen Jahren ein individuelles und persönliches Arbeiten möglich. Bei 433 Geburten im Jahr 2024, teilweise sogar eine 1:1 Betreuung. Für Sabrina war und ist das etwas ganz Besonderes:
Dieses "bonden" und sein Kind kennenlernen und in Resonanz mit dem Kind gehen, das ist einfach unser Ding gewesen. Wir haben das mit Herz gemacht und so viele tolle Erlebnisse gehabt.
Sorge um die Versorgung in Duisburg
Zuletzt gab es im St. Anna Krankenhaus immer weniger Geburten. Deshalb kann Sabrina verstehen, wieso dieser Schritt jetzt nötig wird. Aber sie macht sich Sorgen um die Lage in Duisburg. Denn in anderen Krankenhäusern (wie den Sana Kliniken und dem Helios St. Johannes Krankenhaus) wird es jetzt noch mehr Geburten geben:
Und noch eine Geburt und dann kommt noch eine und noch eine. Das Personal kann sich da gar nicht mehr vom Management auf das alles konzentrieren. Dann ist das einfach scheiße. Ich muss das so sagen, wie es ist. Dann ist das einfach scheiße. Das ist einfach für das Personal nicht mehr stemmbar. So sehr wir auch dafür brennen und leben und den Frauen was Tolles ermöglichen wollen. Es wird schwierig, das aufrechtzuerhalten und es muss einfach was passieren. Das geht so nicht.
Wut auf Politik
Bei all der Enttäuschung hegt Sabrina aber keinen Groll gegenüber ihrem Arbeitgeber. Die Station wurde vom Krankenhaus immer unterstützt und laut Sabrina sei es niemandem leicht gefallen, diese Entscheidung zu treffen. Dafür ist Sabrina wütend auf die Politik, die es ihrer Meinung nach zu verantworten hat, was in ganz Deutschland mit Geburtsstationen gemacht wird. Sie fordert ein Umdenken: Geburtshilfe-Stationen in Krankenhäusern sollten unabhängig von Zahlen und Gewinnen betrachtet werden. Sabrina Ostojic findet: Bei Geburtshilfe-Stationen sollte die Menschlichkeit im Vordergrund stehen und nicht das Geld oder Gewinne.
Derzeit gibt es auch massive Diskussionen um die neue Krankenhausreform, durch die sich Krankenhäuser stärker spezialisieren sollen.
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