TKS: Aufsichtsrat schmeißt hin
Veröffentlicht: Donnerstag, 29.08.2024 11:14
Es sind wegweisende Tage für Thyssenkrupp Steel. Erst wurden drei Manager aus dem Vorstand gefeuert, dann sind vier Aufsichtsratsmitglieder zurückgetreten. Die Belegschaft stellt sich weiter gegen Konzernchef Lopez.
Alle Augen waren auf den Aufsichtsrat rund um den ehemaligen Vize-Bundeskanzler Sigmar Gabriel gerichtet, der gestern Nachmittag am Stahlwerk im Duisburger Norden getagt hat. Nach gut zweieinhalb Stunden dann das Ergebnis: Der Aufsichtsratsvorsitzende Sigmar Gabriel und drei andere Aufsichtsräte treten von ihrem Amt zurück. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Konzernchef Miguel Lopez und seinen Unterstützern sei nicht mehr möglich. Einen Tag vorher hat sich gezeigt, dass die Tücher zwischen dem Konzernchef auch zwischen den eigenen Vorstandsmanagern zerschnitten sind. Drei von ihnen hatten andere Pläne als Lopez, wie die zukünftige Umstrukturierung vom Konzern aussehen kann. Sie hatten Konzepte erarbeitet, bei denen weniger Stellen gestrichen werden müssen. Lopez hat sie vor die Tür gesetzt. Er will viele Stellen abbauen - bis zu 10.000 stehen im Raum. Der Aufsichtsrat hat vor seinem Rücktritt mit den gefeuerten Managern gesprochen und die Aufhebungsverträge dann genehmigt. Für Gabriel eine bittere letztere Aufgabe:
Auch OB Sören Link hat das Verhalten des Konzernchefs hart verurteilt und spricht von einer "Zäsur, die es noch nicht gegeben hat." Er steht hinter den Stahlarbeitern und will ihren Kampf unterstützen.
Die Stahlarbeiter stehen mit geschlossenen Schultern gegen den Konzernchef
Mit "Lopez raus!"-Rufen haben sich die Stahlarbeiter vor Tor 1 versammelt. Die Mahnwache besteht seit mittlerweile 39 Tagen. Sie kämpfen um ihre Stellen und lassen nicht im Ansatz ein gutes Wort an Lopez. Die Rauswürfe der Vorstände und dass der Aufsichtsrat das Handtuch schmeißt, lässt sie tief in die Pläne von Lopez blicken und sie befürchten, eine harte Zeit:
Proteste gegen Stellenabbau
Viele Beschäftigten der Stahlwerke im Duisburger Norden sind wütend wegen der aktuellen Situation. Am Mittwoch hatte der Streit zwischen der Unternehmensführung und den Arbeitern seinen ersten Höhepunkt erreicht. Die Arbeiter haben die Werkstore rund um die Stahlwerke blockiert. Zulieferer konnten Thyssen Krupp Steel nicht mehr beliefern. Die Kaiser Wilhelm Straße wurde mit Bierbänken blockiert. Hintergrund war eine Infoveranstaltung der IG Metall. Dort haben sich dann tausende Arbeiter zur spontanen Niederlegung der Arbeit entschlossen.
Umstrittener Investoren-Einstieg
Bei Thyssenkrupp Steel ist seit Kurzem der tschechische Investor Daniel Kretinsky durchs seine Firma EPCG mit 20 Prozent beteiligt. In Zukunft könnte diese Zusammenarbeit auch noch auf 30 Prozent ausgeweitet werden. Viele sehen den Einstieg Kretinskys sehr kritisch. Vor dem Tor 1 in Bruckhausen hatte es deshalb Proteste und Mahnwachen gegeben. Thyssenkrupp Steel möchte mit Kretinsky langfristig ein Joint Venture, also eine sehr intensive Unternehmenskooperation, gründen.
Schlechte Zahlen
Schon seit einiger Zeit schreibt Thyssenkrupp Steel Europe rote Zahlen. Die letzten Quartalszahlen waren erneut besorgniserregend für die Zukunft des Duisburger Stahls. Aufträge und Umsätze sind um 500 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Begründet werden diese Zahlen mit der schlechten wirtschaftlichen Lage. Die Energiepreise in Deutschland seien zudem weiter zu hoch für die Stahlindustrie.
Wie geht es weiter mit HKM?
Nicht nur im Norden, sondern auch im Süden der Stadt sind die Sorgenfalten groß. Die Zukunft von HKM in Hüttenheim ist unklar. Der ehemalige TKS-Aufsichtsratsvorsitzender Sigmar Gabriel hatte angedroht, dass das Werk geschlossen wird, falls man keinen Investoren findet. Hier ist nun jedoch die Hamburger Beteiligungsgesellschaft "CE Capital" im Gespräch. Wann es zu einem Einstieg bei HKM kommt, ist aber unklar.
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