Otto-Hahn-Straße: Warum die Stadt sich mit einer Lösung schwertut
Veröffentlicht: Sonntag, 19.01.2025 20:32
Ein Wohnkomplex an der Otto-Hahn-/ Ecke Max-Planck-Straße in Neumühl bereitet den Anwohnern seit über eineinhalb Jahren Probleme. Grund dafür sind illegale Mieter. Die Stadt tut ihr Bestes, kämpft aber gegen Windmühlen.

"Da fahren dann im Sommer fünf, sechs Kleinbusse aus Osteuropa an, die Leute steigen aus und werden dann einfach den Wohnungen zugeteilt.", schildert uns Anwohner Frank Tacken die Situation. Im Sommer 2023 hat das Ganze angefangen. In nur wenigen Wochen seien die Häuser dann verkommen. Man sieht es an eingeschlagenen Fenstern, aufgebrochenen Türen und Vermüllung rund um den Wohnblock. Aus dem Keller sind Stromkabel das ganze Haus entlang verlegt. Im Herbst 2024 haben die Anwohner dann endgültig die Geduld verloren und vor dem Rathaus protestiert. Seitdem gibt es einen sehr engen Draht zur Stadt. Tacken hat die Verantwortlichen sogar zu sich eingeladen und seine Eindrücke vom Geschehen im Viertel gezeigt. Die Stadt tut - seitdem umso mehr - auch alles in ihrer Macht stehende, aber scheitert an den Einflussmöglichkeiten der Kommunalpolitik.
Frank Tacken bestätigt uns das, was die Stadt auf Anfrage schreibt: Das Ordnungsamt fährt regelmäßig Streifen und wird bei Ruhestörungen sofort tätig. Wilde Müllkippen werden sofort beseitigt. Das macht aber nicht zwingend den Eindruck, denn mit dem Bordstein hört auch die Befugnis der WBD auf. Die Grünanlagen und die Parkplätze sind Privatgelände. Dort häufen sich Müllberge. Tacken sieht auch öfter mal wie beispielsweise Waschmaschinen aus dem Fenster geworfen werden - Nicht nur aus dem Erdgeschoss.
Die Ursachen des Problems sind schwer zu bekämpfen
Die Verwalterfirma MVGM hat unseren Fragenkatalog nicht beantwortet und stattdessen auf die komplexen Zustände des Hauses und die enge Zusammenarbeit mit der Stadt verwiesen. Die Stadt bestätigt die Kooperation und schreibt, man arbeite an einer Lösung des Problems. Bezirksvertreter Sebastian Haak, SPD, hat uns erläutert, dass Räumungen dort meistens nicht umgesetzt werden können. Die Räumungstitel beziehen sich immer nur auf eine Wohnung. Die betreffenden Familien ziehen dann in eine andere Wohnung innerhalb des Hauses und den Behörden sind die Hände gebunden.
Haak fordert daher, dass das Problem bundes- und europapolitisch angegangen werden muss. Zum einen weil solche Räumungstitel nicht gegen ganze Wohnkomplexe umsetzbar sind, zum anderen ist Migrationspolitik EU-Sache. Hier müsse sich die Frage gestellt werden: Wann dürfen Leute hier wohnen und wann nicht?
Deshalb will die Stadt den Anwohnern auch keine falschen Versprechungen von schneller Besserung machen. Die Symptombehandlung durch Ordnungsamt und Wirtschaftsbetriebe soll aber in dieser Frequenz weiterlaufen.
Clankriminalität?
Hinweise, dass die Wohnungen in den Händen von Clans liegen, sieht die Polizei bislang nicht. Trotzdem rückt sie oft zu dem Wohnkomplex aus. Allein 2024 hatte die Polizei dort 242 Einsätze. In diesem Jahr waren es schon neun Einsätze (Stand: 14.01.). Außerdem gab es in diesem Jahr bereits zwei Anzeigen wegen mutmaßlich illegaler Mietverhältnisse (Stand: 14.01.). Aus polizeilicher Sicht handele es sich beim Wohnkomplex Otto-Hahn-/Max-Planck-Straße aber nicht um einen Hotspot.
Die Sommermonate sind besonders schlimm
Den Anwohnern bammelt es jetzt vor allem vor den Sommermonaten. Dann sind die Bewohner den ganzen Tag draußen und Ruhestörungen nehmen zu. Tacken erzählt uns von Kindern im Grundschulalter, die bis tief in die Nacht durch die Straßen rennen und Klingelstreiche machen während deren Familien die Nacht draußen zum Tag machen. Deshalb hofft er, dass die Lösung, die im Hintergrund von der Stadt vorbereitet werde, nicht lange auf sich warten lässt.