Tierische Unterstützung für Menschen am Lebensende
Veröffentlicht: Donnerstag, 23.01.2025 14:44
Besuchshund Hannes erwärmt auf der Palliativstation der Helios St. Anna Klinik die Herzen.

Flauschiges silbergraues Fell, eine feuchte Nase, zwei große, dunkle Knopfaugen: So sieht das neueste Teammitglied der Helios St. Anna Klinik aus. Isabel Meßthaler bringt mit ihrem zertifizierten Therapiebegleithund Hannes jeden Mittwoch Wärme und Trost auf die Palliativstation.
Durch seine spezielle Ausbildung und sein besonderes Feingefühl kann der 4 Jahre alte Pudel individuell auf die Bedürfnisse der Patienten eingehen und sein Verhalten an deren Emotionen anpassen. So springt er zum Beispiel ganz aufgeweckt an den Rollstuhl, fordert zum Streicheln auf oder setzt sich einfach nur zu dem Patienten aufs Bett und legt seinen Kopf ab. "Wir haben auch schon Sterbebegleitung gemacht", erzählt uns Meßthaler ,"mit Leuten die sehr unruhig waren. Sobald der Hund mit auf dem Bett liegt und diejenigen die Wärme des Hundes spüren, werden sie ruhiger und die Schmerzen fahren runter."
Innige Momente zwischen Hannes und den Sterbenden
Isabel öffnet die Tür des Patienten, und es wird ganz still. Hannes ist wie ausgewechselt: Kurz vorher lief er noch aufgeregt schnüffelnd zum Klinikpersonal und ließ sich mit dem Schwanz wedelnd hinterm Ohr kraulen. Jetzt ist er ganz ruhig.
Ein kurzer Blick, und er springt zu dem Zimmerbewohner aufs Bett. Isabel setzt sich dazu. Die Hand des Patienten beginnt direkt, das Fell des Hundes zu streicheln. Hannes schließt die Augen, legt sich gemütlich auf den zugedeckten Beinen des Mannes ab und genießt die Streicheleinheiten, während Isabel sich erkundigt, ob sich der Patient mit Hannes wohlfühlt. Es sind bewegende Szenen.
Strenge Vorschriften und Hygieneregeln
Damit Hannes’ Krallen niemanden verletzen, trägt er kleine Socken an seinen Pfoten, denn die Haut der Betroffenen ist oft sehr dünn und empfindlich und könnte leicht verletzt werden. Das ist aber noch nicht das einzige, was es zu beachten gilt: „Wir müssen zweimal im Jahr ein Gesundheitszeugnis einreichen, alle drei Monate eine Wurmkur durchführen, zweimal im Jahr Kotproben einreichen, der Hund geht alle sechs Wochen zum Friseur, wird gebadet, die Leine ist nur für die Station und wird nach der Arbeit speziell desinfiziert“, so Meßthaler. Zudem gibt es für Hannes vor jedem Besuch einen großzügigen Spaziergang, damit der Vierbeiner ausgeglichen in der Klinik ankommt. Auf die Frage hin, ob das nicht sehr anstrengend sei, lacht Isabel und sagt: „Das ist mein Hobby.“
Hannes hat viele Fans
Nicht nur das Personal freut sich jeden Mittwoch auf den Vierbeiner. Auch die Patienten haben ihn schon ins Herz geschlossen. Zu wem Hannes geht, entscheidet das Personal zusammen mit den Patienten. So kann jeder und jede Patientin selbst entscheiden, ob ein Besuch von Hannes erwünscht ist. Die allermeisten freuen sich über Hannes, bestätigt auch Oberärztin Barbara Kahl: „Da müssen Sie einfach nur ins Patientenzimmer gehen, das Strahlen, das uns entgegen schlägt. Oder auch wenn man am nächsten Tag bei der Visite fragt, wie war es denn, haben wir ganz oft ein Strahlen.“
In einem Altenheim in Meerbusch, in dem Hannes ebenfalls regelmäßig Besuch macht, ist er sogar das „Lebenselixier“ einer Bewohnerin geworden. Dort freut sich eine über 80-jährige, depressive Dame jede Woche auf Hannes, und Hannes freut sich auch auf sie. „Ich kann ihn am Anfang des Flures loslassen, und er düst sofort zu Erna ins Zimmer“, lacht Isabel Meßthaler. „Das ist IHR Hannes.“
Talent von klein auf
Die Hundehalterin hat Hannes ruhiges und feinfühliges Gemüt und somit sein Potenzial zum Besuchshund schon früh erkannt. Durch spezielle Lehrgänge wurde aus dem sanftmütigen Pudel dann ein Therapeut auf vier Pfoten. Wie Isabel Meßthaler auf die Idee kam? Die Arbeit mit Tieren und Menschen liegt der 74-Jährigen im Blut und ist zudem nichts Neues. Vor Hannes betreute sie eine Reitschule mit 30 Pferden und vielen Kindern. „Das war viel mehr Arbeit“, verrät sie uns. Auf unsere Frage, ob die Besuche auf der Palliativstation und die Sterbebegleitung auch eine emotionale Belastung darstellen können, antwortet Isabel: „Ich nehm nichts mit, das bleibt alles hier auf der Station.“ Gemeinsam mit Hannes geht sie regelmäßig zum Hundesport. „Da gleichen wir uns dann aus.“
Weitere Besuche sind geplant
Bald könnte nicht nur auf der Palliativstation der Helios St. Anna Klinik Duisburg und im Altenheim in Meerbusch die Vorfreude auf die knuffige Fellnase groß sein. Frauchen Isabel Meßthaler verrät uns, dass bereits geplant ist, im Frühling/Sommer dieses Jahres auch die Kinderstation der Helios St. Anna Klinik mit einzubeziehen. Das bedeutet: noch mehr Arbeit in Form von Streicheleinheiten für Hannes.