Reaktivierung von stillgelegten Bahnstrecken in NRW könnte sich lohnen

Sogenannte Machbarkeitsstudien haben 16 stillgelegte Bahnstrecken in NRW auf die Rentabilität ihrer Wiederbelebung untersucht. Die Ergebnisse aller 16 Studien waren positiv und deuten darauf hin, dass sich eine Reaktivierung besagter Bahngleise beispielsweise positiv auf den Verkehr und die Wirtschaft auswirken würde.

Verschenktes Potential durch stillgelegte Bahnstrecken

Seit 1994 wurden allein in NRW rund 600 Kilometer Bahnstrecken zugunsten des Straßenausbaus stillgelegt. Fast 30 Jahre später sind sich viele einig, dass ein Großteil dieser gänzlich unbenutzten oder zu Fahrradwegen und Draisinenstrecken umfunktionierten Bahntrassen ein verschenktes Potenzial darstellen. Vor allem im Hinblick auf die verstopften Verkehrswege in NRW – mit beispielsweise Hunderten Kilometern an Stau täglich auf den Autobahnen - und die Klimakrise.

Verbände setzen sich für Reaktivierungen ein

Für einen Wiederanschluss der stillgelegten Bahnstrecken an das regionale und bundesweite Schienennetz setzen sich Verbände wie die Allianz pro Schiene und der Verband der Verkehrsunternehmen ein. Bei diesem Vorhaben, das einen hohen bürokratischen und finanziellen Aufwand bedeutet, bekommen die Verbände und Kommunen inzwischen mehr Unterstützung vom Bundesverkehrsministerium um Verkehrsminister Volker Wissing und der Deutschen Bahn. Das begrüßt auch Volker Stölting, Professor an der TH Köln, der sich seit mehr als 15 Jahren für das Thema Reaktivierung einsetzt: "Die Bundesregierung ist schon sehr hinterher, dass die Bundesländer diese Projekte beantragen, weil sie vorwärts kommen wollen. Und auch die Deutsche Bahn setzt Reaktivierungen inzwischen auf die eigene Agenda, braucht dabei aber auch Unterstützung von der Politik." Immerhin fördert der Bund 90 Prozent der Reaktivierungskosten pro Strecke und entlastet so die Kommunen.

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Machbarkeitsstudien unerlässlich auf dem Weg zur Reaktivierung

Bevor die Wiederbelebung einer Bahnstrecke bewilligt wird, müssen erst einmal Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen durchgeführt, Finanzierungsanträge gestellt und die Machbarkeitsstudien beauftragt werden. Letzteres übernehmen die Verbände. In der gesamten Republik wurden bis jetzt 103 Machbarkeitsstudien durchgeführt. 79 davon haben ergeben, dass sich die Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf den untersuchten Strecken lohnen würde.

Das sind die 16 Strecken in NRW

Mit 16 bereits abgeschlossenen Machbarkeitsstudien mit positivem Ergebnis belegt NRW den zweiten Platz hinter Baden-Württemberg (22 Machbarkeitsstudien) im bundesweiten Ranking. Bei den 16 Reaktivierungskandidaten handelt es sich um folgende Strecken:

  • Zündorf - Mondorf
  • Breinig - Stolberg Altstadt (bereits in Umsetzung)
  • Alsdorf - Siersdorf
  • Baal - Linnich
  • Viersen - Kaarsten See
  • Duisburg Hbf - Düsseldorf-Rath
  • Wesel - Walsurn - Oberhausen
  • Hattingen - Witten Hbf - Hagen-Vorhalle
  • Hemer - Menden
  • Neheim-Hüsten - Sundern
  • Münster Hbf - Sendenhorst (bereits in Umsetzung)
  • Harsenwinkel - Gütersloh - Verl (bereits in Umsetzung)
  • Recke - Osn.-Eversburg
  • Lemgo Lüttfeld - Barntrup

Laut Volker Stölting sollten besonders die ländlichen Regionen wirtschaftlich von den neuen Anbindungen profitieren können. Denn auch der Güterverkehr profitiere von den Reaktivierungen. Neue Arbeitsplätze könnten so geschaffen werden. Außerdem würde durch den Ausbau von Infrastrukturen die Attraktivität von der Region gesteigert.

Autoren: Roschan Häßlin & Joachim Schultheis

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