Graffitis in Duisburg - nicht nur Schmierereien
Veröffentlicht: Sonntag, 03.09.2023 08:48
Der Graffiti Tunnel in Duisburg Meiderich lädt ein zum stauen. Regelmäßig entstehen neue Graffitis von Graffitikünstlern.
Graffiti Tunnel Meiderich
„Hübsch muss es sein“. Suchend schaut die Graffitikünstlerin Foxy, oder auch Anna Littsa, durch Social Media.
Für ihr neues Graffiti sucht sie das Bild einer hübsche Frau, denn die sprüht sie am liebsten. Auf die Frage warum, lacht sie nur. „Naja, weil die einfach hübscher sind als Männer“. Am Ende wird es auch eine Frau. Mit Stupsnase, großen Lippen und markanten, großen Augen. Die Haare lang und voluminös.
Doch bevor es los geht mit dem Sprühen bearbeitet Anna das Bild noch. Dafür lädt sie das Bild in eine App und setzt ein Raster über das Bild. „Das hilft beim sprühen“, erklärt sie.
Denn Anna malt so gut wie immer realistische Portraits, die sehen aus wie gedruckt, sind aber gesprüht.
Bevor das neue Graffiti an die Wand kommt, muss sich Anna von einem ihrer alten Graffitis verabschieden. Im Graffititunnel in Meiderich hat jeder Graffitikünstler seinen eigenen festen Platz. Einfach irgendwo drüber sprühen ist nicht. Deshalb muss ein altes Bild weichen. Bevor es dann wirklich los geht, wird die Farbe angerührt, mit der das alte Graffiti überstrichen wird
Nach dem die Wand dann mit der Wohnzimmerfarbe frisch gestrichen ist, geht es auch schon los. Dafür sprüht Anna erst einmal ein sogenanntes Raster auf die Wand. Denn das hilft ihr gleich, das Porträt möglichst realistisch auf die Wand zu setzen
Eine Stunde später sieht die Frau auf der Wand eigentlich schon so aus wie auf dem Bild. Auf die Frage, ob das Bild jetzt fertig ist, lacht sie nur. „Nein, wir sind erst bei 30 Prozent“. Für 30 Prozent sieht das Graffiti aber ziemlich gut aus.
Immer wieder bleiben Besucher stehen. Nicken anerkennend oder sagen auch mal ein paar nette Worte zu Foxy und ihrem Kumpel. „In letzter Zeit sind es auch viele ältere Passanten die uns für ihre Arbeit loben“, freut sich Anna.
Gefeiert wird Anna in dem Viertel wie ein Rockstar. Denn ab und zu hört man auch mal jemanden flüstern „Ist das nicht Foxy?“. Ein bisschen stolz macht das Anna schon. Trotzdem bleibt sie dabei bodenständig. Denn im Vordergrund steht nicht der Ruhm oder die Anerkennung sondern die Kunst. Denn Foxy und ihr Kumpel wünschen sich, dass Graffitis auch unter den Duisburgern beliebter werden. Deshalb ist Foxy eigentlich auch gegen das illegale Sprühen. Den sogenannten „Kick“ den Sprüher verspüren, wenn sie illegal sprühen, kann sie nachvollziehen. Aber für sie selber ist das nichts Um Gesellschaftskritik geht es ihr dabei auch nicht, so wie zum Beispiel den bekannten Graffitikünstler Banksy, der häufig politische Aussagen sprüht. Anna und ihre Freunde möchten die Stadt, insbesondere Meiderich, hübscher machen.
Nach knapp vier Stunden ist das Werk auch fertig, obwohl Foxy, sich nach eigener Aussage, kurz gehalten hat. Im Fokus stehen bei ihr immer die Augen, denn da schaut man auch im echten Leben immer hin. Stechend sind sie geworden, obwohl die Künstlerin nur die Farben schwarz und weiß benutzt hat. Mit weiß hat sie kleine Akzente gesetzt, wodurch die Augen strahlen. Stichwort „Schattierung“ ist in dem Fall das Geheimnis. Auch ihr Kumpel ist nach vier Stunden fertig. Buchstaben in den Farben Pink, Orange, Hellblau, Dunkelblau und Grün sind es geworden.
Das Endergebnis kann sich sehen lassen. Mit strahlenden Gesichtern schauen Anna und ihr Kumpel auf das Graffiti, von dem sie schnell noch ein paar Fotos machen. Denn man weiß nie, wer doch mal vorbei kommt und das Bild übersprüht. Eigentlich macht das aus der Duisburger Graffiti Szene keiner so schnell, doch es gibt auch immer mal Ausnahmen, erklärt Anna. Deshalb wird auch immer alles gut dokumentiert, auch damit man es später auf Instagram hochladen kann. Doch nach vier Stunden wollen Foxy und ihr Kumpel nur eins. Ab in den Pool. Denn die beiden Standen jetzt vier Stunden in der Sonne. Haben sie sich aber auch verdient.