Fall Lüdge – Prozess gestartet

Vor dem Landgericht Detmold hat der Prozess gegen drei Männer begonnen. Sie sollen jahrelang Kinder auf einem Campingplatz in Lügde missbraucht haben. Im Rahmen der Ermittlungen waren mehr als 40 Opfer identifiziert worden.

Ein 56-jähriger Dauercamper aus Lügde und ein 34-Jähriger aus Steinheim nahe der niedersächsischen Landesgrenze sollen über viele Jahre hinweg Jungen und Mädchen teilweise schwer sexuell missbraucht haben. Einige der Gewalttaten filmten sie laut Staatsanwaltschaft. Die jüngsten Opfer sollen im Kindergartenalter gewesen sein. Der Hauptangeklagte Andreas V. kam mit einem Kapuzenpullover in den Gerichtssaal, das Gesicht mit einem Aktenordner verdeckt. Der zweite Hauptangeklagte Mario S. verzichtete darauf, sein Gesicht zu verdecken. Der Hauptangeklagte Andreas V. wirkte blass, faltig, er hat stark abgenommen, mit leiser Stimme gab er seine Personalien zu Protokoll. Ansonsten wirkten alle drei Angeklagten äußerlich gelassen. Die beiden Hauptangeklagten Andreas V. und Mario S. haben Geständnisse angekündigt. Das könnte betroffenen Kindern möglicherweise eine Aussage vor Gericht ersparen.

Die Öffentlichkeit wurde vom Prozess ausgeschlossen. Einer der Opferanwälte hatte einen entsprechenden Antrag gestellt. Er wollte damit die betroffenen Kinder schützen. Dafür zeigten die meisten der Prozess-Besucher im Gericht Verständnis. Die Vorsitzende Richterin Anke Grudda stimmte dem Antrag schließlich zu. Sie sagte die Taten seien so abscheulich, die Details des Missbrauchs so intim, dass man die beteiligten Kinder vor der Veröffentlichung der Anklage schützen müsse.

Lange Anklagen und überraschende Ankündigungen

Die Anklageschriften sind lang. Allein im Fall des Hauptangeklagten Andreas V. umfasst sie über 80 Seiten. Die beiden Hauptangeklagten haben über ihre Anwälte erklären lassen, dass sie sich im Prozess aussagen wollen. Trotzdem wird vermutlich ein Großteil des Prozesses nicht öffentlich stattfinden, besonders dann, wenn die beteiligten Kinder aussagen. Das soll dann zu ihrem Schutz in einem Nebenraum stattfinden und per Video in den Gerichtssaal übertragen werden.

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