Experte warnt vor russischer Virensoftware Kaspersky

Ein guter Virenschutz gehört auf jeden Computer. Aber was ist, wenn der aus Russland kommt?

Die russische Virenschutz-Software von Kaspersky ist weit verbreitet und laut Stiftung Warentest auch ein sehr gutes Produkt. Sie greift aber auch eben tief in den Rechner ein und das ist ein Problem hat uns der Leitender Redakteur für Sicherheit bei Heise online Jürgen Schmidt gesagt. Das finge zum Beispiel beim Schutz vor einem zerstörerischen Wurm an, die entsprechenden Updates würden dann nicht rechtzeitig ausgeliefert werden, oder es sei denkbar, dass auf den Systemen nach bestimmten Dokumenten gesucht wird, die dann auf die Server der Herkunft Herstellers hochgeladen werden. Die Antiviren Software könnte im Prinzip den PC lahmlegen, warnt Jürgen Schmidt. "Wir haben das schon häufiger gesehen, dass das versehentlich passiert ist, dass durch einen Fehlalarm wichtige Komponenten das System in den Quarantäne verschoben wurden, das ist bisher nur aus Versehen passiert. Durch Antiviren Software kann aber durchaus auch absichtlich herbeigeführt werden."

Stiftung Warentest zieht Empfehlung zurück

Auch die Stiftung Warentest hat ihre Bewertung für Kaspersky zurückgezogen und das obwohl der Virensoftware-Anbieter auf Anfrage versichert, keine Verbindungen zur russischen Regierung zu haben und nicht den Überwachungsgesetzen zu unterliegen. Das mag sein, sagt Jürgen Schmidt, der eigentlich große Stücke auf Kaspersky hält. Man müsse aber auch bedenken, dass ein Großteil der Mitarbeiter von Kaspersky in Russland leben und dort Gesetzen und auch Kräften unterworfen sind, die wir nicht mehr realistisch gutheißen können. Das sei nicht böse gemeint. "Aber ich meine, wenn es um Leib und Leben geht und man eine Pistole an der Schläfe hat, wird man im Zweifelsfall andere Entscheidungen treffen, als wenn man hier zu Hause am Schreibtisch sitzt."

Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie

Hier in Deutschland sollte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie eigentlich schon längst eine Warnung ausgesprochen haben, sollte man meinen.

Dann müsste von allen Behörden- und wohl auch Unternehmensrechner die Software runter. Warum es diese Warnung bisher nicht gab, dafür hat Jürgen Schmidt nur eine Erklärung: "Weil da ich sag jetzt mal ganz leger, Hinz und Kunst zustimmen müssen, um eine solche offizielle Äußerung, die dann natürlich auch für einiges Aufsehen sorgen wird, zu verabschieden und dieser Prozess scheint sich einfach gnadenlos in die Länge zu ziehen." Dabei hat das BSI mehrere Möglichkeiten, von der Aussage, dass sie überhaupt gar kein Problem sehen, oder sie könnten aktiv vor dem Einsatz von Kaspersky Sicherheitssoftware warnen. 


UPDATE vom 15.03.: Inzwischen warnt auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie vor der Nutzung von Kaspersky.

Alternative liefert Windows direkt mit

Auch wenn man wollte, so ganz Vertrauen kann man der Software wohl doch nicht mehr. Also, rät Jürgen Schmidt zum radikalen Schritt und Kaspersky zu deinstallieren. Danach sollte man die windowseigene Antivirensoftware "Windows Defender" aktivieren. Die sei gar nicht schlecht.

Autoren Carsten Baera, David Müller

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