Eine Krankheit hat Friedemann Vietor ein halbes Jahr lang das Sprechen unmöglich gemacht. Als der Buchhändler durch Logopädie wieder sprechen konnte, wollte er seine Stimme nicht mehr nur für sich behalten. Seine Idee, in einem Kindergarten vorzulesen, wurde dankend angenommen. Damit die Kinder sich schnell an Vietor gewöhnen und möglichst wenig „fremdeln“, stellte er sich als „Leseopa“ vor. Die Kinder schlossen den Rentner mit der ruhigen Stimme sofort ins Herz – und vermissten ihn schmerzlich, als die Pandemie kam. Die Lösung: Vorlesestunden als Video – und das für alle auf Social Media.
Über Nacht zum Influencer
„Ich war völlig erschlagen“, lacht Vietor. Von einem Tag auf den nächsten wuchs sein Publikum von 460 Followern auf über 50.000. Eines seiner Vorlesevideos wurde gerepostet – und ging viral. „Ich kriege ganz, ganz tolle Kommentare“, freut sich der 82-Jährige. „Leute schreiben, dass meine Stimme unglaublich beruhigend sei oder dass ich sie an ihren eigenen Opa erinnere.“
Leseratte durch und durch
Bei seiner großen Schwester durfte Vietor über die Schulter schauen und lernte so besonders früh, nämlich schon mit fünf Jahren, das Lesen. Die Faszination für Bücher ließ ihn nie los. „Deshalb bin ich ja dann auch Buchhändler geworden“, grinst der „Leseopa“. Das macht ihm natürlich auch die Auswahl der Bücher fürs Vorlesen leicht.
Abseits von seinem „Leseopa-Dasein“ greift Friedemann auch privat gern zu seinen Büchern. Die Regale in seiner Wohnung ragen fast bis unter die Decke. „Ich habe immer so fünf bis sechs Bücher in der Wohnung verteilt herumliegen und je nachdem, wie ich mich fühle, lese ich mal hier und mal da.“
Vietor liest nicht nur "Kindergeschichten"
Auf dem Kanal von Friedemann Vietor gibt es Geschichten für jede Altersklasse. Hin und wieder liest er auch bei kulturellen Veranstaltungen.