Duisburg überrascht im Glücksatlas: Hohe Lebenszufriedenheit trotz schwieriger Rahmenbedingungen
Veröffentlicht: Dienstag, 28.10.2025 12:51
Im aktuellen Glücksatlas liegt Duisburg auf Platz 10 von 40 deutschen Großstädten - obwohl die Stadt bei der objektiven Lebensqualität nur auf Rang 35 kommt.

Die Ruhrgebietsstadt Duisburg belegt im aktuellen Glücksatlas 2025 einen bemerkenswerten zehnten Platz unter 40 deutschen Großstädten – und das, obwohl die objektiven Lebensbedingungen nur für Rang 35 reichen. Die Duisburger sind mit ihrem Leben deutlich zufriedener, als es die wirtschaftlichen und sozialen Kennzahlen erwarten lassen.
Überdurchschnittlich glücklich: 7,20 Punkte im Städtevergleich
Mit einem Zufriedenheitswert von 7,20 Punkten liegen die Duisburger um 0,23 Punkte über dem Durchschnitt der 40 untersuchten Städte und sogar um 0,29 Punkte über dem NRW-Schnitt. Die Studie basiert auf Befragungen von über 43.000 Menschen bundesweit zwischen 2022 und 2025, durchgeführt vom renommierten Institut für Demoskopie Allensbach.
Besonders erfreulich: Die Lebenszufriedenheit ist im Vergleich zum Vorjahr um 0,21 Punkte gestiegen – mehr als in Gesamtdeutschland (+0,15) und im Städtedurchschnitt (+0,13). Nachbarstadt Oberhausen erreicht ebenfalls 7,20 Punkte, während Krefeld (7,39) und Düsseldorf (7,36) noch vor Duisburg liegen. Essen hingegen landet mit 6,95 Punkten nur auf Rang 23.
Auffällig wenig Unzufriedene in der Ruhrgebietsstadt
Nur 5,6 Prozent der Duisburger geben an, wirklich unglücklich zu sein – der achtniedrigste Wert deutschlandweit. Zum Vergleich: In Rostock sind 21,3 Prozent mit ihrem Leben unzufrieden. Fast die Hälfte der Duisburger (49,6 Prozent) bezeichnet sich als hochzufrieden und vergibt auf der Skala von 0 bis 10 die Werte 8, 9 oder 10. Besonders zufrieden zeigen sich Familien mit Kindern im Haushalt. Auch Paare und Alleinlebende sind meist mindestens mäßig zufrieden. Zu den weniger Glücklichen gehören vor allem alleinlebende Arbeitssuchende.
Familienstadt mit niedrigen Mieten
Duisburg punktet mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil an Familien: In drei von zehn Haushalten leben Kinder – mehr als in jeder anderen untersuchten Stadt. Gleichzeitig gibt es mit 42,4 Prozent den niedrigsten Anteil an Einpersonenhaushalten im Städtevergleich. Zum Vergleich: In Augsburg und Rostock leben über 57 Prozent der Menschen allein. Ein weiterer Pluspunkt: Die Wohnkosten sind mit durchschnittlich 6,95 Euro pro Quadratmeter außergewöhnlich günstig. Nur Chemnitz, Gelsenkirchen und Magdeburg sind noch preiswerter.
Schwierige Rahmenbedingungen belasten die Stadt
Die objektiven Lebensbedingungen zeichnen ein anderes Bild. Duisburg kämpft mit erheblichen strukturellen Problemen:
Gesundheitsversorgung unter Druck
Die Ärztedichte ist die niedrigste aller 40 Städte: Auf 10.000 Einwohner kommen lediglich 12,5 Ärzte. In Freiburg im Breisgau sind es zum Vergleich 26 Ärzte.
Arbeitsmarkt bereitet Sorgen
Mit einer Arbeitslosenquote von 12,3 Prozent liegt Duisburg auf dem vorletzten Platz – nur Gelsenkirchen schneidet mit 14,8 Prozent schlechter ab. Besorgniserregend: Die Arbeitslosigkeit steigt weiter. Zwischen 2022 und 2025 nahm die Quote um 1,8 Prozentpunkte zu, deutlich stärker als im Bundesdurchschnitt (+0,7 Prozentpunkte). Hinzu kommen geringe Durchschnittseinkommen, überdurchschnittlich hohe Kriminalität und kleine Wohnungen.
Familienleben als Glücksfaktor
Die Studie der Universität Freiburg unter Leitung von Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen zeigt: Duisburg ist ein Beispiel dafür, dass auch in Städten mit geringem Wohlstandsniveau glückliche Menschen leben können. Entscheidend sind offenbar individuelle Faktoren wie ein reges Familienleben, die objektive Nachteile ausgleichen können.
Der Glücksatlas 2025 belegt damit eindrucksvoll: Lebenszufriedenheit lässt sich nicht allein an wirtschaftlichen Kennzahlen messen. Soziale Bindungen und familiäre Strukturen spielen eine mindestens ebenso wichtige Rolle für das persönliche Wohlbefinden.


