Abellio stellt Betrieb in NRW ein: Mehrere Bahnlinien betroffen

Die Tochter der niederländischen Staatsbahn stellt ihren Betrieb in NRW Ende Januar ein. Der Verkehrsverbund VRR sucht für die Verbindungen, z.B. den RE1 von Hamm über Duisburg nach Aachen einen neuen Betreiber und setzt auf eine Notvergabe.

© Thorsten Lindekamp/FUNKE Foto Services

Es ruckelt bei den Regionalzügen. Die Firma Abellio hat bisher mehrere Regional- und S-Bahnlinien in NRW betrieben, z.B. die S2, die von Essen nach Dortmund fährt. Ende Januar stellt Abellio den Betrieb allerdings wegen finanzieller Probleme ein. Der zuständige Verkehrsverbund VRR hatte zuvor immer wieder mit Abellio nach Lösungen suchen. Eine Einigung war aber offenbar nicht möglich. Jetzt muss für die Bahnstrecken ein neuer Betreiber gefunden werden. Der VRR will am 9. Dezember seine Pläne für eine Notvergabe bekannt geben.

Weitere Einzelheiten

Das Abellio-Personal soll nach Unternehmensangaben vom neuen Betreiber übernommen werden. Bisher entfällt etwa jeder sechste Zugkilometer im Schienen-Personennahverkehr von Nordrhein-Westfalen auf Abellio, das mit mehr als 1000 Beschäftigten wichtige Linien wie den RE 1 von Aachen nach Hamm, den RE 11 von Düsseldorf nach Kassel und die S 2 von Dortmund nach Essen betreibt. Ziel sei es, die mehr als 1000 Arbeitsplätze der Mitarbeiter nachhaltig zu sichern und eine geordnete Übergabe an neue Betreiber auf den Weg zu bringen. Dazu werde Abellio die nötigen Vorkehrungen treffen, hieß es in der Mitteilung.

Die drei NRW-Nahverkehrsunternehmen Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und Nahverkehr Rheinland (NVR) sicherten den Beschäftigten ausdrücklich den «vollumfänglichen Erhalt» ihrer Arbeitsplätze zu. Das schließe auch etwa Resturlaub und Überstundenkonten aus der Abellio-Zeit ein, erklärten die Spitzenvertreter der drei Verbünde, Ronald Lünser, Joachim Künzel und Heiko Sedlaczek, die zu der Abellio-Betriebsversammlung gekommen waren. Sie warben eindringlich für einen Übergang zu einem anderen Bahnunternehmen. Welche Firmen das sein werden, ist offen. Als mögliche Bewerber gelten DB Regio und National Express. Weitere Interessenten sind möglich. Eine Entscheidung über die Notvergabe wollen die Verkehrsbetriebe am 9. Dezember treffen, wie sie vor kurzem angekündigt hatten. Die Notvergabe überbrückt zwei Jahre, darauf folgt dann wieder eine langfristige Ausschreibung.

Die NRW-Nahverkehrsverbünde hatten zuvor die langfristigen Verträge mit Abellio gekündigt und für die Verbindungen des Bahnunternehmens im Land sogenannte Notvergaben ab dem 1. Februar 2022 vorbereitet. «Für die Übernahme von Leistungen im Rahmen einer Notvergabe wurde Abellio seitens der Aufgabenträger nicht eingeladen», hieß es in der Abellio-Mitteilung. Die Verkehrsverbünde widersprachen dieser Darstellung. Voraussetzung für ein Angebot wäre die Bereitstellung der Personaldaten ihrer Beschäftigten seitens Abellio, so dass auch Konkurrenten hätten mitbieten können, sagte ein Sprecher der Verkehrsverbünde. Das sei aber nicht fristgerecht geschehen. Daher habe sich Abellio von der Teilnahme praktisch selbst ausgeschlossen, so der Sprecher.

Abellio wiederum wies darauf hin, dass man unter Hochdruck daran gearbeitet habe, die erforderlichen Daten den Verkehrsverbünden umfassend zur Verfügung zu stellen. Die Prüfung sei aber sehr aufwendig gewesen, schließlich hätten Geschäftsgeheimnisse sowie Aspekte des Wettbewerbsrechts, Kartellrechts und Datenschutzes berücksichtigt werden müssen. Die von den Verkehrsverbünden eingeräumte Abgabefrist sei angesichts des immensen Datenumfangs viel zu kurz und unrealistisch gewesen, so der Abellio-Sprecher.

Abellio steckt in Nordrhein-Westfalen mit seinem Bahngeschäft tief in den roten Zahlen und durchläuft ein Schutzschirmverfahren, also eine Sanierung im Rahmen des Insolvenzrechts. Der Marktaustritt betrifft nur die Abellio Rail GmbH mit Sitz in Hagen in NRW. Andere Töchterfirmen der Deutschlandholding fahren weiter - und zwar die Westfalenbahn, die vor allem in Niedersachsen tätig ist, und die Abellio Rail Mitteldeutschland GmbH, deren Züge in Sachsen-Anhalt und Thüringen fahren.

(dpa)

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